18 Erfolgsrezepte für Fussballtrainer von Jürgen Klinsmann

18 Erfolgsrezepte für Fussballtrainer von Jürgen Klinsmann

18 Erfolgsgesetze für Fussballtrainer von Jürgen Klinsmann ( Spieler u.a. bei Inter Mailand, VFB Stuttgart, Tottenham Hotspurs; Trainer bei Bayern München, Nationaltrainer Deutschland und USA)



Nach Anpfiff gehört das Spiel den Akteuren auf dem Rasen

Als Trainer weiss man, dass dem Anpfiff der eigene Einfluss auf das Spielgeschehen minimal ist. Sobald das Spiel angefangen hat, gehört es den Akteuren auf dem Rasen. Aus technischer Sicht kann man durch taktische Anordnungen oder Auswechslungen etwas bewirken, aber wenn der Ball rollt, muss man auch ein wenig loslassen können.Als Spieler kann man die Verantwortung übernehmen, weil man die Kraft hat, etwas durchzusetzen. Als Trainer sind die Möglichkeiten, etwas zu tun, nach dem Abpfiff bescheiden.

Arbeit mit einzelnen Gruppen oder einzelnen Spielern
Die neue Spielergeneration ist in einem andern Umfeld aufgewaschsen als ich damals. Die Arbeit ist individualistischer geworden, wohingegen zu meiner Zeit alles mannschaftsorientiert war. Jetzt arbeiten wir in kleinen Gruppen oder einzelnen Spielern. Es ist eine faszinierende Entwicklung, und wir versuchen für jeden einzelnen Spieler das Beste herauszuholen.

Menschen heranziehen, nicht nur Fussballer
Es ist klar, dass die Ausbildung der Spieler in Zukunft immer wichtiger wird. Wir müssen Menschenheranziehen, nicht nur Fussballer. Wir müssen den Spieler bei der Technik helfen, damit sie besser spielen, aber wir müssen ihnen auch helfen, stärkere Persönlichkeiten zu werden. Die Spieler werden sich ihrer Karriere immer mehr bewusst – sie werden sie besser planen und in ihre Weiterentwicklung investieren, was vorher nicht der Fall war.

Freiheit für die Spieler
Wir werden den Spielern sehr viel Freiheit geben. Es ist nicht mehr zeitgemäss, erwachsenen Leuten,die teilweise Familienväter sind alles vorzugeben: NACH DEM MITTAGESSEN IST RUHE: oder Zieht euch auf die Zimmer zurück. Das war im Fussball jahrzehntelang so gegeben und bereitete mir grosse Probleme. Ich kam zu Inter Mailand, wir gingen dreieinhalb Wochen in ein Trainingslager, und ein einziger Abend war frei, während dreier Stunden. Dabei läuft man schon nach einer Woche gegen die Wand.

Wechselspiel zwischen Verantwortungsbewusstsein und Pflicht
Für mich geht es um den Umgang mit erwachsen Leuten. Wir denken: Es kann nur jemand Verantwortungsbewusstein entwickeln, wenn er die Möglichkeit bekommt, gewisse Dinge selbst zu regeln. Der Satz, je mehr ich einem Fussballspieler abnehme, desto mehr kann er sich auf den Platz konzentrieren, ist ein absoluter Schwachsinn. Je mehr ich ihm abnehme, desto weniger ist er im Stand, in einer schwierigen Situation auf dem Platz Verantwortung zu übernehmen.

Flache Hierarchie

Mir war bewusst, dass wir die Aufgaben nicht mit dem alten System der fussballerischen Hierarchie bewältigen können. Hier der Cheftrainer, darunter der Assitenztrainer, der Konditionstrainer, der Torwarttrainer….In erfolgreich geführten Wirtschaftsunternehmen habe ich gelernt, dass Team zusammenarbeiten, um Verbesserungen zu erzielen. Da geht es nicht darum, wer gerade de CEO ist.

Mitarbeiter mit Kompetenzen

Ich brauche Leute mit Kompetenz, und um vor ihrer Kompetenz profitieren zu können, muss ich ihnen Verantwortung übergeben. Ich muss bereit sein loszulassen.

Trainer ist Anführer eines Führungsteams
Ich sehe mich als Anführer eines Teams – ich bin ein Teamspieler. Ich habe viele Leute um mich herum und diskutiere alles mit ihnen. Natürlich muss letztendlich ich die Entscheidung treffen, wenn wir uns nicht einig sind. Aber bis jetzt haben wir immer eine Lösung gefunden, bevor ein Entscheid gefällt wurde, und das stimmt mich zuversichtlich.

Respektvoller Umgang mit Spieler
Von Arsene Wenger in Monaco habe ich gelernt, wie er mit Leuten umgeht und Respekt zeigt, weil die Person zuerst kommt. Wie er Spieler förderte, war beeindruckend – zu meiner Zeit in Monaco fragte ich mich oft, warum er gewisse Dinge tat, aber später sah ich die positiven Ergebnisse seiner Arbeit mit bestimmten Spielern.

Psychologen im Führungsteam
Ich denke, wir werden in Zukunft mehr auf Experten wie Psychologen ect zurückgreifen, denn ein Trainer kann nicht in allen Bereichen ein Experte sein. Man braucht einen grossen Mitarbeiterstab, der die Informationen filtern und einem präsentieren kann. Man lernt viel von diesen Experten – ich profitiere sehr von ihrem Input. In der Vergangenheit war der Trainer für alles zuständig – und jetzt leitet man einen umfangreichen Mitarbeiterstab und seine Manschaft. Man könnte sagen, dass man zwei Teams betreut.

Manchmal trete ich in den Hintergrund

Ich versuche, direkt mit den Spielern zu kommunizieren, aber wenn ich den Eindruck habe, dass gewisse Dinge besser von dritten übermittelt werden, trete ich in den Hintergrund.

Atmosphäre und Arbeitsphilosophie sind wichtiger als Geld
Ich akzeptiere das Argument der finanziellen Diskrepanz zwischen Bayern und den Topclubs in England oder Italien nicht. Letztlich ist die Atmosphäre, die Arbeitsphilosophie, die ein Verein entwickelt, wichtiger als ein 100-Millionen Transfer. Wenn ich mit einem Topkader arbeiten kann, und das können wir bei den Bayern auch ohne 50-Millionen Einkäufe, dann gibt es genug Chancen, unser Kader zu entwickeln.

Spielphilosophie

Entscheidend ist, ob die Mannschaft eine Spielphilosophie mitträgt, ob sich selbst definieren kann und imstande ist, Probleme zu lösen. An dieser Stelle reduziert sich die Rolle des Trainers. Wenn ich als Trainer versuche, das Gehirn des Spielers genau zu programmieren- spiele so, so, so, so, – wird er nie sein Topniveau erreichen.Der Trainer kann immer nur ein Helfer sein, damit der Spieler sich selbst inspiriert und den Blick öffnet. Wir wollen eine dominante, agierende Spielweise zeigen. Wir sind überzeugt, dass es nicht um Köpfe geht, sondern um Philosophie.

System

Wir müssen mindestens zwei Systeme beherrschen. Vom Kader her ist ein 4-4-2 vorgegeben, entweder mit Raute oder mit flacher Mittelfeldreihe. Parallel dazu müssen wir noch eine Alternative trainieren. Diese Alternative kann eigentlich nur ein 3-5-2 sein. In der Bundesliga werden viele Gegner nur mit einer Spitze kommen, da möchte ich ungern vier Abwehrspieler dagegen stellen. Wir wollen uns an Europas Besten messen. Darum müssen wir schneller spielen, mit weniger Ballkontakten.

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