Timo Jankowski: Fußballtrainer und Autor mit der richtigen Taktik
„Um Klavier spielen zu lernen, rennt der Klavierspieler nicht um das Klavier, er spielt das Klavier.“ Dieser Satz stammt von José Mourinho, einem der erfolgreichsten Fußballtrainer der Welt. Das Zitat trifft genau das Denken von Timo Jankowski.
Der 29-jährige Waldshuter, den viele noch als Spieler des FC Wehr oder des SV 08 Laufenburg kennen und der das Sportcenter Goalsports im Waldshuter Gewerbepark Hochrhein betreibt, ist schon seit dem vergangenen Jahr als Buchautor tätig.
Die zweite Auflage seines Erstlingswerks „Matchplan – Mit der richtigen Taktik zum Erfolg“ ist mittlerweile vergriffen, die dritte mit einer WM-Analyse verkauft sich ebenso gut wie eine englische Übersetzung.
Deswegen setzte Jankowski auch nach, schrieb sein zweites Buch mit dem Titel „Taktische Periodisierung – Die Übungen der Spitzentrainer. Trainieren wie Guardiola und Mourinho“. Was beide Werke verbindet? Die Taktik thront über allem – über Training und Spiel. Kraft, Kondition, Schnelligkeit – alles nur Zubringer. Fußball ist Taktik – das ist Jankowskis Ansatz. Jahrelange Recherchen haben ihn zum Schluss kommen lassen, dass die erfolgreichsten Vereine Europas in Champions League und nationalen Ligen mit einem überlegenen Konzept arbeiten. Für dieses Spielmodell stehen Chelsea-Trainer José Mourinho und Bayern-Coach Pep Guardiola.
95 Prozent der Vereine – auch im Amateurfußball – würden falsch trainieren. Davon ist Jankowski überzeugt. Da werde vier Wochen vor Saisonbeginn durch den Wald gejoggt, Kraft und Kondition gebolzt, oft ohne Ball. Dabei solle doch das Spiel Basis für jedes Training sein. „Stattdessen trainieren wir wie die Leichtathleten. Das ist Schwachsinn“, wird Jankowski deutlich. Das Training solle sich stattdessen am Spielmodell entwickeln. Fußballspezifische Übungen seien auch im Training gefragt. Also: Kein Training ohne Ball. Wer trainiert wie Leichtathleten, trainiere zu einseitig. Fußball ist, so Jankowski, keine Ausdauersportart und auch kein Sprint, sondern eine Seriensprintsportart. Top-Sprinter Usain Bolt ist noch lange kein guter Fußballer. Denn Fußball beinhalte mehr, sei komplexer. „Ich brauche alles – Kondition, Reaktion, Auffassungsgabe, Ballsicherheit“, so Jankowski. Und noch etwas: Leichtathleten haben ihre festen Höhepunkte im Jahreskalender. Das sind deutsche Meisterschaften, Weltmeisterschaften, Olympische Spiele. „Ein Fußballer hat seine Höhepunkte in der Regel jedes Wochenende.“
Ein Fußballtrainer müsse – das ist für Jankowski unabdingbar – mit System arbeiten. „Training ist ein systematischer zielgerichteter Prozess“, sagt er und ergänzt: „Das Wissen über die Spielsysteme ist die Basis.“ Wer mit Plan arbeitet, trainiere. Wer das nicht macht, betätige sich nur sportlich. Ohne Plan und ohne Taktik kein Erfolg – so schwer oder einfach ist das.
Noch etwas vermisst der Buchautor bei der Arbeit der Trainer. Jankowski nennt es „Positive Pushing“. Fußball werde von Fans, Spielern oder Trainern oft negativ vermittelt. „Du triffst heute ja keinen Ball. Beweg dich endlich. Geh ran, du Weichei“ – wie oft hört man diese Sätze. Ist Fußball nur was für harte Jungs? Wo bleibt denn das Lob? „Das hast du gut gemacht. Das war klasse. Du bist spitze“ – selten gehört, oder?
Da nennt Jankowski wieder Star-Trainer Mourinho als Beispiel. Der umstrittene Mann, der für viele ein arroganter und knallharter Trainer ist, arbeite mit seinen Spielern ganz anders, als man denkt, weiß Jankowski. Er stelle sich schützend vor sie, wenn Presse oder Fans auf sie einstürmen. So nehme er den Druck von der Mannschaft, denn: „Fußball ist kein Krieg, sondern ein Spiel. Ein Top-Spieler hat keine Angst und keinen Stress.“ Die Peitsche beim Fußball sei fehl am Platz, so Jankowski.
Das Buch Jankowskis ist praxisorientiert. Der Autor stellt nicht nur Thesen auf, sondern verdeutlicht diese mit Bildern, Skizzen und Übungsbeispielen. Die Fachwelt scheint er damit zu überzeugen. Jankowski, der ab dieser Saison Cheftrainer der U 16 bei den Grasshoppers Zürich ist und außerdem als Konditionstrainer für den Nachwuchs der 16- bis 21-Jährigen des Schweizer Vereins arbeitet, wird immer wieder zu Berufstrainerausbildungen als Dozent eingeladen. Auch international wird der Waldshuter immer bekannter. Für eine japanische Fußballzeitschrift schreibt er eine monatliche Kolumne über den Bundesliga-Fußball.
Timo Jankowski weiß, dass es heute nicht mehr ausreicht, ein Buch auf Papier zu schreiben. Denn es gibt viel mehr Wege der Vermarktung. Deswegen hat er sich mit Andreas Keller, Ex-Profi beim SSV Ulm und außerdem IT-Spezialist, zusammen getan. Mit ihm hat er das Projekt einer App über Fußballtraining in Planung – in deutscher und englischer Sprache. Auch eine DVD mit 50 Übungen bietet der Waldshuter an. „Wir haben einen You Tube-Kanal. Da geht es richtig ab“, freut sich Jankowski über acht Millionen Clicks. Große Zustimmung erfährt er, aber natürlich auch mal Kritik. Doch mit dieser geht er konstruktiv um. Wie beim Fußball – mit Taktik.
>> HIER geht es zum Youtube-Kanal von www.deinfussballtrainer.de:
https://www.youtube.com/user/goalsports
Das Buch: Timo Jankowski, Taktische Periodisierung im Fußball – Die Übungen der Spitzentrainer. Trainieren wie Guardiola und Mourinho. Meyer&Meyer Verlag; 256 Seiten mit etwa 20 Fotos und 50 Grafiken; Preis 19,95 Euro; auch als E-Book erhältlich.
Zur Person
Timo Jankowski (29) ist studierter Betriebswirt, Inhaber der UEFA-A-Lizenz sowie Life Kinetik-,Functional-Fitness- und SFV Konditionstrainer. Nach Stationen als Honorartrainer beim Südbadischen Fußballverband und als DFB-Stützpunkttrainer war er unter anderem Junioren-Trainer beim FC Aarau. In der neuen Saison ist er U 16-Cheftrainer und Konditionstrainer der 16- bis 21-jährigen Junioren bei den Grasshoppers Zürich. Außerdem betreibt er das Sportcenter Goalsports im Waldshuter Gewerbepark Hochrhein mit Hotel und eigener Fußballschule sowie das Fußball-Informations-Portal www.deinfussballtrainer.de. Jankowski ist in Dogern aufgewachsen und lebt heute in Waldshut. Selbst Fußball gespielt hat er bei den Oberliga-A-Junioren des SV Weil und als Aktiver beim FC Wehr (Verbandsliga) und SV 08 Laufenburg (Landesliga). Ein Jahr lang lebte er in Neuseeland, spielte dort in der 1. Liga und arbeitete auch in der Fußballschule des Ex-Profis Wynton Rufer.
